Strompreisentwicklung: Lohnt sich das E-Auto im Vergleich zum Verbrenner noch?

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Lesedauer: 8 Minuten
Beitragsbild Entwicklung Strompreise

Inhaltsverzeichnis

Ob nun geschäftlich oder privat, wenn Sie über die Anschaffung eines E-Autos oder eines Plug-in-Hybridfahrzeuges nachdenken, ist ein Vergleich zwischen der Strompreisentwicklung und der Kraftstoffpreisentwicklung naheliegend und interessant. Natürlich geht es bei der Elektromobilität nicht nur um die günstigen Kosten, ein attraktiver Vorteil ist es aber definitiv. Ein Kostenvergleich zwischen E-Auto und Verbrenner ist immer eine Momentaufnahme, in der das E-Auto aktuell sehr gut aussieht. Allerdings will jeder angehende Fahrer eines Elektrofahrzeugs auch auf lange Sicht von den geringeren Kosten pro gefahrenem Kilometer profitieren. Besonders in Zeiten, in denen die Energiepreise deutlich steigen, sind Verbraucherinnen und Verbraucher verunsichert. Wir gehen das komplexe Thema Strompreisentwicklung Schritt für Schritt an, betrachten die wichtigsten Einflussfaktoren und geben einen Überblick im Vergleich zur Kraftstoffpreisentwicklung. 

Wie setzen sich Strom und Strompreis in Deutschland zusammen?

 

umschalten Strompreisvergleich gesamtenergieträgermix deutschland 2020

Laut der Datenerhebung 2020 über den Bundesmix 2020 des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft e.V. (bdew) besteht der Gesamtenergieträgermix in Deutschland aus 48,9 % erneuerbare Energien, 12,4 % Kernkraft, 24,0 % Kohle, 13,3 % Erdgas und 1,3 % sonstige fossile Energieträger. In der Kategorie der erneuerbaren Energien wird nochmals differenziert. Insgesamt 44,9 % sind erneuerbare Energien, finanziert aus der EEG-Umlage, 4,1 % sind sonstige erneuerbare Energien oder erneuerbare Energien mit Herkunftsnachweis, die nicht durch die EEG-Umlage finanziert wurden und 0,001 % ist Mieterstrom (vom Mieter erzeugter Strom, z.B. über Solarpanele auf dem Dach), finanziert durch die EEG-Umlage.

Wie setzt sich der durchschnittliche Strompreis von 40,07 ct/kWh in Deutschland 2022 konkret zusammen und wohin geht welcher Teil des bezahlten Preises? Insgesamt fallen 51,5 % auf Beschaffung und Vertrieb, ca. 20 % auf Netzentgelt inkl. Messung und Messstellenbetrieb und knapp 28 % auf Steuern, Abgaben und Umlagen. Die Übersicht im Detail finden Sie in unserer Übersichtsgrafik.

Hinweis: Der Durchschnittspreis wird Anfang 2023 deutlich höher sein als der für das Jahr 2022. Grund dafür sind die für viele Kunden bevorstehenden Preiserhöhungen durch ihren Stromanbiete

Infografik zusammensetzung Strompreis haushalt 2022

Wer bestimmt den Strompreis? Wer hat Einfluss?

Auf die Frage, wer den Strompreis bestimmt, gibt es eine so einfache wie unbefriedigende Antwort: Angebot und Nachfrage. Zwar gibt es verschiedene Einflussfaktoren, aber sie alle beeinflussen am Ende das Angebot oder die Nachfrage. Das Wetter hat sowohl mit vorhersehbaren als auch mit unvorhersehbaren Änderungen einen großen Einfluss. So ist der Energiebedarf im Winter heizbedingt deutlich höher als im Sommer. Vorhersehbare Wettereinflüsse werden aber schon sehr gut von den Stromanbietern aufgefangen. Auch plötzliche Wetterumschwünge und Katastrophenfälle können die Versorgung beeinflussen, genau wie politische Geschehnisse. Besonders eine politische Steuerung der Umlagen und Abgaben hin zu mehr Klimaschutz ist sehr wahrscheinlich. Recht aktuell ist auch die höhere Gewalt. Dazu zählen beispielsweise Ereignisse wie die Pandemie, mit der niemand gerechnet hat. Der Strompreis wird also nicht von einer bestimmten Stelle vorgegeben, ihm liegt vielmehr ein komplexes multifaktorielles Zusammenspiel zugrunde.

Strompreisentwicklung: Warum ist der Strompreis gestiegen?

Viele Menschen beobachten die Strompreisentwicklung kritisch. Welche Faktoren einen Einfluss auf den Strompreis haben, ist die eine Sache, doch ganz konkret gefragt: Weshalb ist der Strompreis in Deutschland gestiegen?


Welche Einflussfaktoren gibt es?

Der neusten Strompreisentwicklung in Deutschland liegt vor allem der lange kalte Winter 20/21, die Pandemie und der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine zugrunde, dadurch stieg der Gaspreis an. Dazu bleiben die Liefermengen im Gasmarkt (aus Russland) hinter dem Durchschnitt der Vorjahre zurück, wodurch ein ausreichendes Befüllen der historisch niedrigen Gasspeicherstände nicht erfolgen konnte.


Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine

Die Preissteigerungen sowohl bei Strom als auch bei Benzin verunsichern verständlicherweise viele Verbraucherinnen und Verbraucher. Bis zum Krieg gegen die Ukraine war Russland ein wichtiger Öl- und Gaslieferant. Strom wurde nicht direkt aus Russland bezogen, allerdings erzeugen wir in Deutschland ungefähr 13% unseres Stromes aus Gas, welches in der Vergangenheit zu großen Teilen aus Russland kam. Durch das Ausbleiben dieses Gases schwanken die Strompreise an den Börsen stark, man kann aber durchschnittlich von einem doppelt so hohen Strompreis sprechen wie vor Kriegsausbruch. Das Thema ist allerdings durchaus differenziert zu betrachten. Zum einen steht fest, dass die Preiserhöhungen der Strombörse bei den meisten Verbraucherinnen und Verbrauchern noch nicht angekommen sind. Das liegt in großen Teilen auch an den stabilen Langzeitverträgen der Stromanbieter.

 

Maßnahmen der Bundesregierung

Im Zuge des Wegfalls der russischen Gasimporte die Versorgungssicherheit zu gewährleisten, hat die Bundesregierung mehrere Maßnahmen ergriffen. Dazu gehörten die drastisch beschleunigte Einspeicherung von Erdgas in die Gasspeicher und Stützungsmaßnahmen für die großen Gasimport-Unternehmen, denen Gaslieferungen aus Russland weggebrochen sind. Konkret waren das die Gasspeicherumlage, Bilanzierungsumlage und die Gasbeschaffungsumlage. Die Gasbeschaffungsumlage wurde zum 01.10.22 wieder aufgehoben, weiterhin im Gaspreis enthalten sind aber die Bilanzierungsumlage und die Gasspeicherumlage.

 

Erholung nach Corona

Die Pandemie und die damit einhergehenden Lockdowns haben der Wirtschaft geschadet. Glücklicherweise haben wir wohl das Gröbste hinter uns und die Wirtschaft erholt sich langsam, aber sicher. Damit geht natürlich auch wieder eine weltweit erhöhte Nachfrage nach Energie und Rohstoffen einher. Mehr Nachfrage bedeutet höhere Preise.

 

Witterungsbedingte Schwankungen

Im Jahr 2021 wurde eine Vielzahl an französischen und deutschen Kernkraftwerken abgeschaltet. Zusätzlich konnte witterungsbedingt weniger Strom aus erneuerbaren Energien erzeugt werden. Das Resultat war ein größerer Fokus auf Strom aus Gas, was wiederum die Nachfrage nach und letzten Endes den Preis von Gas erhöhte.

 

Entwicklung der CO2-Abgabe

Die CO2-Abgabe orientiert sich in ihrer Höhe am Handel mit Emissionszertifikaten, den EUA (European Union Allowance). Der Marktpreis ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen, und da er wichtiges Instrument zur Steuerung der CO2-Emissionen und damit zur Bekämpfung des Klimawandels ist, ist hier eine deutliche Entspannung nicht wahrscheinlich.

 

Entwicklung der EEG-Umlage

Die Anfang 2022 eingeführte Senkung der EEG-Umlage sollte im Zuge der steigenden Börsenstrompreise als eine Art „Stabilisator“ für die Haushaltsstrompreise fungieren. Es scheint also nur konsequent, dass die EEG-Umlage ab 01.07.22 auf 0€ abgesenkt wurde, und zum 01.01.23 komplett entfällt, um sowohl Bürgerinnen und Bürger als auch Unternehmerinnen und Unternehmer zu entlasten.

Quelle: statista.com

Wie groß die Strompreiserhöhung genau sein wird, wird aktuell noch kalkuliert. Der Börsenpreis des Stromes ist nur ein Faktor von vielen, die am Ende gemeinsam den Strompreis ergeben. Hinzu kommt, dass die Bundesregierung aktuell verschiedene Maßnahmen verhandelt, die die Endverbraucher vor zu großen Preissteigerungen schützen sollen. Es bleibt abzuwarten, wie sich das Thema weiterentwickelt.

Wie steht es seit 1998 um die Strompreisentwicklung in Deutschland?

Seit 1998 ist der durchschnittliche Strompreis für Haushalte deutlich gestiegen. Man kann sehr gut erkennen, dass er zwischen 2012 und 2014 einen großen Sprung gemacht hat, dann bis 2018 recht stabil blieb und in den letzten drei Jahren wieder etwas anstieg. Trotz Wegfall der EEG-Umlage ist der Strompreis in der zweiten Hälfte 2022 erneut auf dem Höchststand. Wichtig ist, dass hier viele Langzeitverträge miteingerechnet werden. Neukunden kommen nicht in den Genuss dieser Preisstabilität. So gibt das Vergleichsportal Verivox laut Handelsblatt Stand November 22 für Neukunden einen Durchschnittspreis von 48,16 ct/kWh an. Das liegt nochmals fast 30% über dem durchschnittlichen Preis aller Stromkunden 2022. Solch hohe Preise gelten aber zum Glück nicht für alle Anbieter. So zahlen Neukunden in der Grundversorgung bei der DREWAG beispielsweise ab dem 01.01.2023 nur einen Verbrauchspreis von 32,56 ct/kWh.

Strompreisentwicklung privathaushalte entwicklung bis 2022

Strompreisentwicklung: Wie ist die Prognose bis 2025?

Es ist ernüchternd, aber eine wirkliche Prognose kann man zurzeit schwer abgeben. Der Markt ist sehr volatil und bis 2025 vergeht noch viel Zeit. Wie wir schon festgestellt haben, ist die Strompreisentwicklung von mehreren Faktoren abhängig und dadurch noch schwerer einzuschätzen. Für Privatverbraucher ist die Nutzung der EEG-Umlage vom Staat als eine Art „Stabilisator“ für die Haushaltsstrompreise auf jeden Fall eine gute und beruhigende Nachricht, denn so sind diese vor den hohen Schwankungen an der Strombörse zumindest teilweise geschützt. Diese Maßnahme ist allerdings zunächst für 2022 angedacht, inwiefern sie bis 2025 helfen wird, ist sehr schwer abzuschätzen. Der durchschnittliche Strompreis, den Privathaushalte bezahlen, ist trotz Abschaffung der EEG-Umlage Ende 2022 auf dem Höchststand. Kunden können durch die Nutzung langfristig orientierter Tarife bei seriösen Energieversorgern eine Stabilisierung des Preises erreichen und vermeiden, sich kurzfristigen Schwankungen auszusetzen. Prinzipiell trägt die Nutzung von Energie zum Klimawandel bei, wodurch eine höhere Bepreisung hier verursachungsgerecht ist und einen steuernden Effekt hat, also politisch durchaus Sinn macht.

Einsparmöglichkeiten für Unternehmer

Besonders Unternehmen haben einige Einsparmöglichkeiten, die bei steigenden Strompreisen immer bedeutender werden. Intelligente Energieprodukte richten sich ganz nach deren Bedarf, sind also individuell konfigurierbar. Zusammen mit den Firmen wird eine komplette Energielösung erarbeitet und realisiert.

 

Generell empfiehlt sich eine Energieeffizienzanalyse. Hier werden Einsparpotenziale identifiziert und umgesetzt. In nahezu jedem Betrieb lassen sich – in Abhängigkeit von Branche und Größe – zwischen 5 und 20 % Energie einsparen.

 

Erinnern wir uns an die Zusammensetzung des Strompreises. Schnell fällt auf, dass die Strombeschaffung an der Strombörse nur ein Viertel der Energiekosten ausmachen. Für Industriekunden gibt es verschiedene Möglichkeiten, entlastet zu werden. Was Sie tun können,, erfahren Sie am besten im Gespräch mit Ihrem Energieanbieter vor Ort.

Strompreis: Ländervergleich in der EU

Laut den Zahlen für das Jahr 2020 von Statista ist Deutschland bei den Strompreisen für Haushalte in den Ländern der EU-27 der Spitzenreiter. Kein Land in der EU hat teureren Strom. Dies ist wohl auf die hohen Abgaben zurückzuführen, bedeutet aber auch, dass Deutschland auf die steigenden Strombörsenpreise flexibel reagieren können sollte. Falls Ihr Unternehmen weitere Standorte im EU-Ausland betreibt, sollten Sie sich definitiv mit den lokalen Strompreisen auseinandersetzen. Im Kostenvergleich zwischen E-Autos und Verbrennern schneiden die E-Autos trotz hoher Deutscher Strompreise gut ab, dies ist in einem EU-Ausland mit signifikant niedrigeren Strompreisen natürlich dementsprechend noch besser.

Vergleich zur Benzinpreisentwicklung

Bei der Benzinpreisentwicklung sehen wir Ähnlichkeit zur Strompreisentwicklung. Auch hier handelt es sich um einen Marktpreis, der durch Angebot und Nachfrage bestimmt wird. Allerdings hat das Monopol der OPEC+, eine Vereinigung der ölexportierenden Länder, einen deutlichen Einfluss auf das Angebot. Ebenfalls sind Abgaben und steuerliche Maßnahmen signifikante Teile des Endpreises. Genau wie der Strompreis ist auch der Benzinpreis schwierig vorherzusagen. In den letzten zwanzig Jahren haben sich beide Preise mehr als verdoppelt, der Trend geht also in die gleiche Richtung. Unter Vorbehalt kann man also für die an einem E-Auto interessierten Endverbraucher Entwarnung geben: Es ist in absehbarer Zeit unwahrscheinlich, dass der Strompreis signifikant ansteigt, während der Benzinpreis dauerhaft stagniert oder fällt. Der monetäre Vorteil eines E-Autos im Vergleich zu einem Verbrenner wird also aller Voraussicht nach bestehen bleiben. Wichtig ist auch, dass der steuerliche Vorteil von E-Autos im Vergleich zum Verbrenner weiterhin bestehen bleibt und Sie so zusätzlich profitieren.

Interessant: Bei dem durchschnittlichen Benzinpreis von 194,3 Cent im Jahr 2022 und einem angenommenen Verbrauch von jeweils 13,70 kWh/100km beim E-Auto und 5,10 l/100km beim Verbrenner, müsste der Strom 74,07 ct/kWh kosten, damit man mit E-Auto und Verbrenner für 20€ gleich weit fährt.

Strompreisentwicklung Fazit: Elektrisch fahren lohnt sich weiterhin!

Wenn Sie daran interessiert sind, ein E-Auto zu kaufen, ist eine Auseinandersetzung mit dem Thema Strompreisentwicklung im Vergleich zur Benzinpreisentwicklung naheliegend. Es gibt verschiedene Faktoren, die den jeweiligen Preis beeinflussen. Was Sie am Ende bezahlen, wird allerdings zum größten Teil durch Angebot und Nachfrage und durch die Umlagen und Abgaben bestimmt. Beide Preise verhalten sich ähnlich und sind in den letzten zwei Jahrzehnten signifikant angestiegen. Die Energiekrise geht auch am Thema Mobilität nicht unbemerkt vorüber. Egal ob Sie ein Elektroauto oder einen Benziner fahren, Sie fahren für das gleiche Geld deutlich weniger weit als vor ein paar Jahren. Für Unternehmer empfiehlt es sich besonders, eine oder mehrere der erwähnten Einsparmöglichkeiten in Betracht zu ziehen und ein persönliches Beratungsgespräch zu vereinbaren. Als Privatverbraucher werden Sie den von uns in unserer Beispielrechnung „Reichweite je 20€“ aufgezeigten monetären Vorteil eines E-Autos pro gefahrenem Kilometer gegenüber eines Verbrenners vermutlich weiterhin beibehalten können. Auch profitieren Sie mit einem E-Auto von verschiedenen Möglichkeiten der Steuerersparnis. Trotzdem lohnt sich die aufmerksame Beobachtung der Preisentwicklung weiterhin.

 

Bei Fragen zum Thema melden Sie sich gerne unter frag@umschalten.de!

Ein Beitrag von Eric Wegner

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