Solarcarport: Mit Photo­voltaik auf dem Dach Elektroautos laden

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Lesedauer: 6 Minuten

Carports mit Photovoltaik-Anlagen werden auch für Unternehmen immer attraktiver. Erneuerbare Energien lassen sich im Kleinen bereits sinnvoll in die eigene Elektromobilitätsstrategie integrieren. Das erhöht die Autarkie, verbessert die Ökobilanz und senkt Kosten.

 

Umschalten.de hat sich im EBZ in Dresden autarke Lademöglichkeiten für Elektroautos vorstellen lassen. Das Elektrobildungs- und Technologiezentrum ist eine Ausbildungsstelle und bildet Handwerker weiter, um innovative Konzepte auch praktisch umsetzen zu können. In unserem Video im Abschnitt „Praxistest“ erfahren Sie, wie so ein Solarcarport funktioniert. Sie bekommen in unserem neuen Artikel alle Infos, ob sich ein Carport mit Photovoltaik auch für Sie lohnt. Sie wollen direkt durchstarten? Im letzten Kapitel erfahren Sie, wie der kommunale Energieanbieter die SachsenEnergie AG Sie bei Ihrem Projekt unterstützen kann!

 

VORTEILE VON SOLARCARPORTS

Carports wurden durch den bekannten Architekten Frank Lloyd Wright bereits in den 1930er populär. Da Garagen eher als Ablageort genutzt wurden, sah er in den „Autohäfen“ eine elegantere Lösung, um Fahrzeuge vor Witterungsbedingungen zu schützen. Heute sind die überdachten Abstellflächen für das eigene Kfz aus den Städten und Dörfern in Sachsen nicht mehr wegzudenken: Es gibt sie mit oder ohne Wände, mit angebautem Schuppen oder einfach als verlängertes Hausdach zum Unterstellen des Autos.

 

Mit der Energie- und Mobilitätswende bekommt das Carport neue Aufgaben. Die bislang ungenutzten Dachflächen sind der ideale Platz für Solarmodule. So können Solarcarports einen wichtigen Baustein zur dezentralen und autarken Versorgung neuer E-Autos darstellen. Überschüssiger Strom, der nicht zum Laden des Elektroautos genutzt wird, kann ins Netz eingespeist werden, was auch dazu beiträgt, die Versorgung des Stromnetzes mit erneuerbaren Energien abzusichern. Aber auch für Privat- und Geschäftskunden selbst bieten die Carports mit Solaranlage viele Vorteile, wie Elektroingenieur Matthias Güldner von EAG Elektroanlagen Güldner erklärt: „Insbesondere für KMU sind die Solarcarports attraktiv. Die Energie wird selbst erzeugt, was die Stromkosten reduziert. Bei Einspeisung wird sogar Geld eingenommen.“

Da die Anlagen in vielen Gegenden noch selten anzutreffen sind, fallen sie auf und sorgen für ein positives Image bei Mitarbeitern, Kunden und Nachbarn. In der Regel ist der Betrieb wartungsarm möglich. Neben der Stromerzeugung ist auch der Energieverbraucher in Form eines Ladepunkts direkt integrierbar, sodass hier keine zusätzlichen Baumaßnahmen am Wohn- oder Geschäftshaus notwendig sind.

WIE AUTARK SIND SOLARCARPORTS WIRKLICH?

Eine 100%-ige Autarkie vom Energienetz ist in Deutschland nicht möglich und das hat gute Gründe. Erneuerbare Energien sind sauber und risikoarm in der Erzeugung, unterliegen jedoch natürlichen Schwankungen: Scheint die Sonne nicht, wird auch kein Strom erzeugt. Ein Anschluss ans Gesamtstromnetz sichert den Ladevorgang ab, sodass auch bei tagelangem Schlechtwetter das E-Auto noch geladen werden kann.

Zudem empfiehlt sich die Integration eines Stromspeichers in den Kreislauf des Solarcarports. So kann tagsüber – wenn die Sonne scheint, aber das Elektroauto vielleicht auf dem Firmenparkplatz steht – Energie erzeugt und für den Abend vorgehalten werden. Wenn es dämmert und Sie in den verdienten Feierabend gehen, kann Ihr E-Auto mit dem gespeicherten Strom geladen werden, sodass Sie nicht oder zumindest weniger Fremdenergie aus dem Stromnetz benötigen.

WIE VIEL SPART MAN MIT CARPORTS MIT LADESTATION?

Ein Solarcarport ist keine Gelddruckmaschine: Anfängliche Investments von 10.000 bis 15.000 Euro für die Photovoltaik-Anlage rentieren sich häufig erst nach 15 bis 20 Jahren. Der größte finanzielle Vorteil ist deshalb die Unabhängigkeit von der Preisentwicklung auf dem Strommarkt: Zwischen 2010 und 2019 ist der durchschnittliche Strompreis um 28 Prozent gestiegen, seit 2000 hat er sich sogar fast verdoppelt. Es ist anzunehmen, dass auch in den kommenden Jahren die Preise für Energie weiter steigen. Wenn sich für Andere dann die Kosten für einen Ladevorgang ihres Elektroautos erhöhen, sparen Sie langfristig mit einer Solaranlage auf dem Dach Geld ein.

Diagramm Stromkosten Solar Carport

Wer in der PV-Anlage eine reine Kapitalanlage sieht, wird aber leider enttäuscht. Denn seit einigen Jahren sinkt die Einspeisevergütung für Solarstrom stark. Im Jahr 2020 betrug diese für kleine Anlagen bis 10 kWp zwischen 8 und 9 Cent pro Kilowattstunde. Diese Einnahmen erhalten Sie, wenn Sie mehr Strom erzeugen als verbrauchen. Beide Faktoren gemeinsam – die eingesparten Stromkosten durch den Verbrauch des selbst erzeugten Stromes und die Einspeisevergütung für den Überschussstrom – müssen gegen die Kauf-, Installations- und Wartungskosten gerechnet werden. In unserer Beispielrechnung für die Grafik gehen wir von einer EEG-Vergütung in Höhe von 8,48 ct/kWh (Stand November 2020) , einem Bruttostrompreis in Höhe von 28.12 ct/kWh (Stand 2020) und  einer Strompreissteigerung von 2 Prozent pro Jahr aus. Bei einer üblichen Eigenverbrauchsquote beträgt die durchschnittliche Kosteneinsparung pro Jahr noch 23 Euro.

Für die Kostendarstellung wurde von einer durchschnittlichen PV-Anlage mit einmaligen Kosten von 11.781 € ausgegangen. Als jährliche Kosten (Wartung 89 €, Reparatur 59 €, Messkosten 18 €, exkl. Abschreibung) wurden 166 Euro angesetzt. Die PV-Anlage erzeugt im Jahr 4.800 kWh, ca. 30 % des erzeugten Stromes können zeitgleich genutzt werden (z.B. zum Laden von E-Fahrzeugen). Der durchschnittliche Gesamtjahresverbrauch wird mit 5.000 kWh angenommen. Die Eigenverbrauchsquote der PV-Anlage beträgt rund 30 Prozent, die Autarkiequote 29 Prozent. 3.557 kWh/a werden weiterhin vom Netz bezogen, 3.367 kWh/a werden als Überschuss ins Netz eingespeist. Als Basisstrompreis für 2020 wurden 28,12 ct/kWh brutto angenommen.

FÜR WELCHE BRANCHEN LOHNT SICH EIN CARPORT MIT PHOTOVOLTAIK?

Das Elektrohandwerk ist die Branche, die bei diesem Thema besonderes Interesse zeigen sollte, sagt auch Elektroingenieur Matthias Güldner. Die technischen Kenntnisse sind vorhanden oder können mit Bildungspartnern – wie dem EBZ nachgeholt werden. Als Praxisprojekt entfaltet zudem ein Carport mit Photovoltaik-Anlage vor der eigenen Elektrofirma sein volles Potential. Zusätzlich profitiert das Elektrohandwerk von diesem Imageaufbau.

Auch für andere Branchen lohnt sich die Anschaffung. Das o.g. Handwerk ist dabei der ideale Partner bei Projektierung, Aufbau und Betrieb. Ein einfaches Solarcarport kann mit gewissen handwerklichen Fähigkeiten aber auch selbst errichtet werden. Unternehmen, bei denen eine Umstellung des Fuhrparks auf Elektrofahrzeuge leichter umzusetzen ist, sind im Branchenvergleich prädestiniert für den Einsatz von Solarcarports. So können die Flitzer von Pflegediensten, Lieferservices oder auch kommunale Dienstfahrzeuge garantiert emissionsfrei mit selbst produzierter Energie geladen werden. Auch die Unabhängigkeit von der Preisentwicklung auf dem Strommarkt rechnet sich bei einem hohen Anteil an E-Fahrzeugen in der Flotte schnell und senkt finanzielle Risiken.

PRAXISTEST EBZ: LERNEN UND LEHREN AN DER PV-ANLAGE

Dass Carports in Verbindung mit Photovoltaik bereits erfolgreich betrieben werden können, beweist das EBZ, das Elektrobildungs- und Technologiezentrum in Dresden. Die Redaktion von umschalten.de war vor Ort, um sich selbst ein Bild zu machen. Im Gespräch mit Projektleiter Ronny Donath und Geschäftsführer Jens Köster entstand ein praktischer Einblick in die Funktionsweise des Solarcarports und die Arbeit des EBZ.

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Vater des Solarcarport-Projekts ist Ronny Donath. Im Video erklärt er den Weg von der ersten Idee im Jahr 2016 bis zur feierlichen Eröffnung seines „Paradebeispiels der Energiewende“ 2018. „Mit der Anlage demonstrieren wir, dass es möglich ist, bilanzielle Autarkie zu erreichen. Das bedeutet, dass wir mehr Energie ins Netz einspeisen als wir selbst verbrauchen“, erklärt Donath.

„Das EBZ unterstützt das Handwerk auf dem Weg in neue Technologiefelder“, so Geschäftsführer Jens Köster. An echten Anlagen können Unternehmen aus Sachsen und Sachsen-Anhalt praktische Erfahrungen sammeln. So stehen neben dem Solarcarport u.a. auch Wallboxen und Ladepunkte unterschiedlicher Hersteller zur Verfügung und auf dem Dach erzeugt ein Windrad saubere Energie. Durch das ausgiebige Testen der Produkte und das Feedback der Ingenieure und Handwerker erhalten die Hersteller zudem wichtiges Feedback.

WEITERE MÖGLICHKEITEN, ERNEUERBARE ENERGIEN ZU INTEGRIEREN

Mit einem Solarcarport haben Sie Ihr erstes eigenes kleines Kraftwerk für die Mobilitätswende installiert. Neben dem Elektroauto können Sie hier auch E-Bikes und -Pedelecs sehr gut laden. Nutzen Sie diese privat oder als Dienstfahrrad für Ihre Mitarbeiter. So gehen Sie einen weiteren Schritt hin zur sauberen Umweltbilanz.

Haben Sie mehr Platz als nur für eine PV-Anlage auf einem Carport? Wunderbar! Denn bei Solarenergie kommt es auch auf die Fläche an, die die Sonnenenergie aufnehmen und umwandeln kann. Je größer die Anlage, desto mehr Energie kann gewonnen und umso mehr Fahrzeuge können geladen werden. Grundlage für eine Entscheidung zu mehr Erneuerbare Energie kann auch sein, wie viel Potential Ihr Fuhrpark für die Umstellung auf Elektroautos mitbringt.

Für Lastspitzen und falls Sie mehr E-Autos laden möchten, als Ihr Solarcarport erzeugen kann, lohnt sich zusätzlich die Umstellung auf einen speziellen Autostromtarif. Hier erhalten Sie Strom aus erneuerbaren Quellen zu besonders günstigen Konditionen.

FÖRDERUNG UND BERATUNG DURCH IHREN KOMMUNALEN STROMANBIETER

Ladeinfrastruktur kann in Deutschland gefördert werden. Sowohl Bund als auch Länder stellten in der Vergangenheit mehrere Förderprogramme auf die Beine, mit denen Ladepunkte, aber auch Energiespeicher teilfinanziert werden konnten. Aktuell liegen aus dem Bund und für Sachsen keine Programme vor, was sich jedoch bald wieder ändern sollte (Stand: November 2020).

Ein starker Partner für die Umsetzung eines Solarcarports ist Ihr kommunaler Stromanbieter, wie beispielsweise die SachsenEnergie im Raum Dresden und Ostsachsen. Nicht nur, dass sich die Unternehmen in Ihrer Region bestens auskennen – sie haben auch sonst den Überblick und übernehmen auch die Umsetzung Ihres PV-Anlagenprojekts. Sie prüfen die aktuelle Förderfähigkeit sowie den vorhandenen Netzanschluss. Auch eine Beratung zur PV-Anlagenfläche, zur passenden Wallbox, zur Software bis hin zur Fuhrparkanalyse erhalten Sie hier aus einer Hand. So gehen Sie mit bekannten und verlässlichen Partnern einen großen Schritt in der Energie- und Mobilitätswende.

Haben Sie bereits Erfahrungen mit einem Solarcarport? Suchen Sie Kontakte für eine Beratung zur Erweiterung Ihres Fuhrparks? Wir helfen gerne – schreiben Sie uns einfach an frag@umschalten.de.

Ein Beitrag von Marcel Duparré

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