Sicherheit in der Elektromobilität: Ist ein E-Auto gefährlich oder besteht kein Unterschied zum Verbrenner?

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Lesedauer: 6 Minuten
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Inhaltsverzeichnis

Mit steigendem Interesse am Kauf eines E-Autos steigt auch das Interesse an deren Sicherheit. Besonders in den Medien werden E-Auto Unfälle und Brände dabei immer wieder groß diskutiert. Für die Einzelperson ist es auf die Schnelle oft schwierig einzuschätzen, ob der mediale Fokus berechtigt oder einfach dem gesteigerten Interesse an einer neuen Technologie zuzuschreiben ist. Zu diesem Zweck wollen wir einen genauen Blick auf die potenziellen Risiken eines E-Autos werfen. Wir haben uns an Thomas Kubin, Techniker beim ADAC Sachsen gewandt, der uns mit seiner Expertise zur Seite stand. Ist ein E-Auto gefährlich oder können Sie sich guten Gewissens nach Ihrem Traumwagen umschauen?

E-Auto gefährlich? Experte Thomas Kubin Techniker des ADAC Sachsen

Thomas Kubin, Techniker des ADAC Sachsen

Wie sicher sind Elektroautos bei einem Unfall?

Niemand geht davon aus, demnächst in einen Unfall involviert zu sein, doch manchmal liegt das gar nicht in der eigenen Hand. Auch der beste und vorsichtigste Autofahrer kann in einer unliebsamen Situation landen. Sollten es zu so einem Unfall kommen, ist es wichtig, über die Höhe des Gefahrenpotenzials des eigenen Gefährts informiert zu sein. Auch manches schon angeeignetes Wissen könnte auf E-Autos nicht mehr genau so zutreffen wie auf Verbrenner.

Gefahr Brand – Herausforderung für die Feuerwehr

Eine der medial am weitest verbreiteten Gefahren in Bezug auf E-Autos ist die eines Brandes. Die Medienpräsenz ist so groß, dass sogar der Deutsche Feuerwehrverband eine Pressemitteilung dazu abgab. Darin wird erklärt, dass ein brennendes E-Auto zwar eine andere und etwas schwierigere Herausforderung darstelle als der Brand eines Verbrenners, aber durchaus löschbar sei. Interessant ist auch die Angabe, dass ein gasbetriebenes Fahrzeug noch viel schwieriger zu löschen ist. Auch das Abstellen in der Garage soll kein Problem sein. Solange es sich um eine baurechtskonform errichtete Garage und eine zertifizierte Ladeeinrichtung handelt, sieht der Deutsche Feuerwehrverband keinen Grund zur Sorge. Mehr zu diesem Thema finden Sie in unserem Artikel „Ladestation in der Tiefgarage: Risiko Brandschutz?“.

„Natürlich wird der Brand eines E-Autos durch mediale Berichterstattung wesentlich mehr thematisiert als der Brand eines herkömmlichen Fahrzeuges. Versuche haben auch ergeben, dass Insassen im Falle eines Brandes genauso viel Zeit haben, das Fahrzeug zu verlassen, wie bei Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren. Eine Explosion der Antriebsbatterie (Lithium-Ionen-Akku) kann mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden.“

Gefahr Batterie – Hochvoltanlage

Ein wichtiger Aspekt, den Sie als Neubesitzer eines Elektroautos beachten sollten, ist die verbaute Hochvolttechnik. Wenn Sie ein leidenschaftlicher Schrauber sind, der gerne mal bei kleinen Reparaturen selbst Hand anlegt, sollten Sie das bei Ihrem E-Auto lieber sein lassen. Durch den sehr starken Strom, der für das Elektrofahrzeug benötigt wird, ist Fachpersonal von Nöten. Sie müssen natürlich nicht generell Angst davor haben, einen elektrischen Schlag zu bekommen, wenn Sie Ihr Auto anfassen, aber gerade bei unfallbedingten Pannen oder kleineren Schäden sollte auf die Meinung eines Experten zurückgekommen werden.

Künstliche Geräusche als Vorsichtsmaßnahme für andere Verkehrsteilnehmer

Da Elektrofahrzeuge bei niedriger Geschwindigkeit sehr geräuscharm, fast schon geräuschlos unterwegs sein können, hat die Europäische Union die Verordnung erlassen, dass ab dem 01.07.2021 alle geräuscharmen Fahrzeuge mit einem sogenannten „Fahrzeug-Warngeräusch-Generator“, oder AVAS (im Englischen Acoustic Vehicle Alert System) ausgestattet sein müssen. Das System muss bei Geschwindigkeiten von 0 bis 20 km/h permanent eingeschaltet sein und ermöglicht so anderen Straßenteilnehmern, nicht von dem stillen Fahrzeug überrascht zu werden. Ab 20 km/h ist der künstliche Sound für E-Autos nicht mehr nötig, da die Abrollgeräusche der Reifen den Klang eines Soundgenerators oder herkömmlichen Motors übertönen. Für Sie als Fahrer ändert sich bei einem ab dem 01.07.21 neu zugelassenen Fahrzeug nichts. Bei älteren elektrischen Gebrauchtwagen ohne AVAS müssen Sie beim Fahren bei niedriger Geschwindigkeit besonders gut aufpassen. Eine allgemeine Pflicht AVAS nachzurüsten, gibt es derzeit noch nicht. Allerdings können Sie durch eine solche Nachrüstung die Sicherheit für andere Verkehrsteilnehmer erheblich erhöhen und somit auch die eigene Unfallgefahr minimieren. Das BAFA sieht das genauso und fördert das Nachrüsten eines AVAS unter bestimmten Voraussetzungen mit 100€. Informieren Sie sich, ob Ihr Modell für die Förderung in Frage kommt!

Ist ein Autopilot im Verbrenner oder E-Auto gefährlich?

Eins vorweg: So schön vollkommen autonomes Fahren theoretisch klingen mag, ist der Einsatz im Alltag noch weit entfernt. Natürlich gibt es erste Pilotprojekte, von der Zulassung auf deutschen Straßen können wir aber noch lange nicht sprechen. Vorhandene Beispiele wie der Tesla „Autopilot“ sind eher mit einer funktionsreichen Fahrassistenz zu vergleichen. Solche Fahrassistenten gibt es zudem auch in herkömmlichen Verbrennern, es handelt sich also keineswegs um ein E-Auto-spezifisches Phänomen. Wenn wir also über das Thema E-Auto Sicherheit sprechen, können wir guten Gewissens Entwarnung geben. Der Fahrer ist weiterhin so konstant in den Fahrprozess involviert, dass von der Technik definitiv keine zusätzliche Gefahr ausgeht. Und wer sehnsüchtig darauf wartet, muss sich noch in Geduld üben.

Was müssen Sie bei einem Unfall beachten?

Welche Vorkehrungen sollte man für den Fall der Fälle schon vorab treffen? Die Gefahr, die von der Hochvoltanlage ausgeht, gilt auch für die Helfer bei einer Bergung. Eine gute Idee ist es daher, die für Ihr Fahrzeugmodell passende Rettungskarte des ADAC auszudrucken und im Fahrzeug aufzubewahren. Zwar müssen die elektrischen Komponenten eines E-Autos eigensicher sein, also sich automatisch bei Beschädigung im Zuge eines Unfalls vom Stromkreis trennen, ein eigenes Arbeiten am Elektrofahrzeug ist aber nach wie vor keine gute Idee, dort ist ein E-Auto gefährlich. Verlassen Sie sich lieber auf Sachverständige.

Crashtest Elektroauto: Alles beim Alten

Die Ergebnisse von Elektrofahrzeugen bei den von Euro NCAP durchgeführten Crashtests sind laut ADAC vollkommen normal. So gibt es Modelle wie den VW ID.3, den Jaguar I-Pace oder den Tesla Model 3 die alle die vollen fünf Sterne erreichten, aber auch Modelle wie den Dacia Spring oder den Renault Zoe die mit einem oder keinem Stern im neusten Test durchgefallen sind. Wie immer lohnt sich die gründliche Recherche vor dem Kauf eines Fahrzeugs.

E-Auto oder Verbrenner, was ist sicherer?

Festhalten können wir, dass es keine signifikanten Unterschiede bei der Sicherheit im Vergleich zu Verbrennern gibt. Eigentlich kaum überraschend, so gelten die gleichen hohen Sicherheitsstandards von herkömmlichen Verbrennern auch für Elektrofahrzeuge. Die neue Technologie bringt ihre eigenen Herausforderungen mit sich, diesen sollten Sie sich bewusst sein. Genau wie bei Verbrenner auch sind Sie mit der richtigen Vorbereitung auf den Fall der Fälle bestens aufgestellt. 

„Der Betrieb von Millionen Verbrenner-Fahrzeugen ist seit Jahrzehnten weitgehend sicher. Warum sollten Ingenieure den sicheren Betrieb von Elektroautos nicht hinbekommen?“

Zahlt die Versicherung im Schadensfall?

Ja, das tut sie. Ein E-Auto ist mit Abschluss einer Versicherung genauso geschützt wie ein Verbrenner auch. Laut Allianz übernimmt zudem die Haftpflichtversicherung des KFZ-Versicherers den Schaden an der Garage, wenn ein Elektrofahrzeug brennt und diese beschädigt. Im Zuge ihres Artikels bestätigt die Allianz außerdem unsere schon aufgeführten Ergebnisse zum Thema E-Auto Sicherheit und Crashtest Elektroauto ein weiteres Mal und kommt zum selben Ergebnis wie wir.

Pannenhilfe bei E-Autos – Was tun bei leerer Batterie?

Die Batterie bei einem E-Auto leer zu fahren, ist eine besonders schwere Herausforderung. Noch lange bevor man liegen bleibt, schlagen die Warnsysteme in allen Elektrofahrzeugen an. Die meisten kennen sogar die Lage aller umliegenden Ladesäulen und leiten direkt zu diesen weiter. Sollten Sie es dennoch schaffen, die Batterie komplett leer zu fahren, gibt es mehrere Möglichkeiten, wie Ihnen geholfen werden kann. Als Erstes wäre die ADAC Pannenhilfe oder die Pannenhilfe Ihres Herstellers zu nennen. Viele Hersteller bieten vor allem in den ersten Jahren kostenlose Unterstützung. Auch am ADAC ist der Elektromobilitätsaufschwung nicht unbemerkt vorbeigegangen, auch hier finden Sie Hilfe. Eine wichtige Zusatzinformation für Sie als Fahrer: Falls Sie in Zukunft ein Auto mit der Möglichkeit zum bidirektionalen Laden fahren, könnten Sie im Notfall sogar von einem anderen E-Auto mit Energie versorgt werden. Der Sono Sion soll dieses Feature beispielsweise serienmäßig verbaut haben. Davon reden, dass es bei einem E-Auto gefährlich ist mit leerer Batterie liegen zu bleiben, kann man nicht.

„Eine Pannenhilfe an Elektroautos darf nur von Personen durchgeführt werden, welche dafür ausgebildet und qualifiziert sind. Hierfür sind Kenntnisse über den Aufbau und die Funktion des Hochvoltsystems erforderlich.“

Festkörper-Akkus als Weg in die Zukunft

Ein Thema, das die aktuellen Forschungen rund um das Thema Elektrofahrzeuge prägt, ist der Festkörper-Akku. Diverse Automobilhersteller investieren in diese Technologie und erhoffen sich für die Zukunft einiges. Der Hauptunterschied zu den momentan gebräuchlichen Lithium-Ionen-Akkus ist der Einsatz fester Elektrolyten. Dadurch ist ein Festkörper-Akku deutlich unempfindlicher gegenüber Stößen und sonstigen Beschädigungen. Momentan bilden sich im Labor noch häufig sogenannte Dendriten an einem der beiden Pole. Wenn diese zu groß werden, kann es zu Kurzschlüssen kommen. Sobald dieses Problem gelöst ist und sich ein Festkörper-Akku den hohen Standards gerecht wird, die beim Einsatz in einem Fahrzeug angesetzt werden, profitieren Privatverbraucher zudem von einem geringeren Produktionspreis im Vergleich zu herkömmlichen Akkus. Eine höhere Energiedichte, die daraus resultierenden deutlich erhöhten Reichweiten und dazu eine noch signifikant geringere Brandgefahr sind die ausgegebenen Ziele für die Zukunft.

Fazit

Mit neuer Technologie geht häufig verstärkte Skepsis einher, beim Thema E-Auto und Sicherheit ist sie allerdings unbegründet. Zwar stimmt es, dass E-Autos neue Herausforderungen in vielen Bereichen bieten, von einem gesteigerten Risiko im Vergleich zu Verbrennern kann aber keine Rede sein. Wichtig für Sie als Fahrer ist vor allem, sich mit dem eigenen Fahrzeug vertraut zu machen. Die Frage ob ein E-Auto gefährlich ist, können wir mit einem Nein beantworten. 

Sollten Sie weitere Fragen haben, schreiben Sie uns gerne unter !

Ein Beitrag von Marcel Duparré

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