Laden aus dem Hänger – Wie Chargery die Ladesäule zum Elektroauto bringt

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Lesedauer: 3 Minuten
Chargery: Laden aus dem Hänger - umschalten

Im Zentrum der deutschen Startup-Szene sitzt Chargery. Das junge Unternehmen nutzt ein Ladenlokal in Berlin-Mitte als Büro und Werkstatt zugleich. Die drei Gründer wollen mit einer einfachen Lösung den Strom zum Elektroauto bringen. Wir stellen Ihnen das Startup vor und zeigen, wie die Lösung für mobile Ladesäulen funktioniert.

Chargery: EIN LIEFERSERVICE FÜR ELEKTROAUTOS

Die Grundidee des Gründer-Trios von Chargery: Ist es zu schwer, das E-Auto zur Ladesäule zu bringen, schaffen wir eben die Ladesäule zum Elektroauto. Denn mitunter sind entweder zu wenig Ladesäulen verfügbar, gerade frei oder in der unmittelbaren Nähe. Deshalb gründeten die jungen Männer 2017 das Startup mit dem Ziel, nachhaltig und emissionsfrei mobile Ladesäulen zu betreiben.

Bisher ist das Unternehmen überwiegend als Dienstleister für Carsharing-Anbieter in Berlin aufgestellt. Der Fokus liegt vor allem auf dem urbanen Raum und einer Lösung, die einen effizienten Betrieb von Fuhrparks mit Elektrofahrzeugen unterstützt. Eine simple und beeindruckende Idee, deren technische Umsetzung sich zu Beginn allerdings nicht ganz einfach gestaltete. Denn zunächst galt es, eine schnell umsetzbare Möglichkeit zur Realisierung der „mobilen Ladesäule“ zu finden.

VOM LADEROBOTER ZUM FAHRRADANHÄNGER

Zur Geschichte vieler Startups gehört es, dass Gründer selbst von einem konkreten Problem betroffen waren, dessen Lösung sich im Anschluss zum Kern des jungen Unternehmens entwickelte. So auch bei Chargery: Christian Lang hatte regelmäßig einen 15-minütigen Fußweg zur nächsten Ladesäule zurückzulegen. Daher stellte er sich schnell die Frage, warum „das Auto zum Strom kommen muss“ – und nicht umgekehrt. Er und seine beiden Mitgründer Philipp Anders und Dr. Paul Stuke begaben sich in einem langen Entwicklungsweg auf die Suche nach der besten und möglichst schnell umsetzbaren Lösung. Am Anfang des Prozesses stand die Idee eines autonom fahrenden Roboters im Raum, der das angesteuerte Elektroauto induktiv auflädt. Praktikabel war dies jedoch nicht, hinzu kamen allerhand rechtliche Hürden. Schließlich kam die Idee eines Fahrrads samt Anhänger ins Spiel – ein Konstrukt, das bestens geeignet ist für große Städte wie Berlin.

WIE EIN E-BIKE UND EIN FAHRRADANHÄNGER ZUR MOBILEN LADESÄULE VERSCHMELZEN

In jedem Fahrradanhänger stecken 12 bzw. 18 mobile Akkupakete mit einer Gesamtkapazität von 20 bzw. 35 kWh. Die vollständige Ladung eines Elektroautos dauert knapp vier Stunden mit dem AC-Charger und sogar nur knapp eine Stunde mit dem DC-Charger.

Ein Beispiel: Der Kleinwagen Renault ZOE ist bereits mit einer 22 kWh großen Batterie erhältlich. Der DC-Charger von Chargery stellt eine Leistung von 30 kW zur Verfügung. Vereinfacht gesagt heißt das, er kann in einer Stunde einen Akku mit einer Kapazität von 30 kWh vollständig aufladen. Der Renault ZOE ist somit nach weniger als einer Stunde wieder startklar.

Nach jedem Einsatz werden die leeren Akkus ausgetauscht und in der Zentrale wieder aufgeladen. Hierfür setzt das Unternehmen auf Ökostrom und Akkuzellen von GreenPack – ebenfalls ein Berliner Startup. Die Firma entwickelt standardisierte portable Wechselakkus, die zum Beispiel in Lastenrädern eingesetzt werden.

Jeder Fahrradanhänger kann durch den modularen Aufbau täglich bis zu vier Elektroautos versorgen und ist schnell wieder einsatzbereit. Den 200 Kilogramm schweren Fahrradanhänger zieht ein Kurier mittels E-Bike und bringt ihn zum nächsten Elektroauto. Vor Ort wird er auf dem Fußweg abgestellt und funktioniert wie eine typische Ladesäule: Kabel anstecken und Elektroauto laden. Während des Ladevorgangs kann der Fahrer weitere Serviceleistungen in Anspruch nehmen: Innenraum- und Außenreinigung oder Auffüllung von Verbrauchsmaterialien gehören dazu.

BERLIN SOLL NUR DER ANFANG SEIN

Im Moment betreibt Chargery acht mobile Ladestationen. Sie sind bisher ausschließlich in Berlin unterwegs und kommen insgesamt pro Tag zum Einsatz. Neben einer Expansion auf andere Städte plant das Berliner Startup auch eine Öffnung für Privatkunden. Eine wichtige Voraussetzung hierfür ist die Möglichkeit der Öffnung des Wagens per Smartphone. Dadurch kann Chargery das Fahrzeug laden, ohne dass der Fahrer vor Ort sein muss. Erst wenn dies auch bei privaten Elektroautos möglich ist, können Privatkunden den Service in Anspruch nehmen. Denn bisher handelt sich bei den Auftraggebern vor allem um Carsharing-Anbieter und Automobilhersteller.

Für Chargery steht noch ein spannendes Restjahr bevor. Zum einen arbeitet das Startup kontinuierlich an der Optimierung des Systems und dem Ausbau des Geschäfts in anderen Städten. Zum anderen ergeben sich immer neue Partnerschaften mit anderen Unternehmen. Und nicht zuletzt sind kräftige Investitionen zu verzeichnen – in das Startup mit der simplen Idee, den Strom zum Elektroauto zu bringen.

Ein Beitrag von Marcel Duparré

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